Geschäftsflächenbericht Österreich | 2022/23

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Investment: Fokus auf Sicherheit - Die große Stunde der Nahversorger

Der Investmentmarkt für Einzelhandelsimmobilien spiegelt sowohl die allgemeine Entwicklung des Kapitalmarktes nach der Anfang des Sommers vollzogenen Zinsanhebung durch die EZB wider als auch die aktuelle Stimmung der Retailer. Im Moment ist eine Änderung des Konsumentenver- haltens, das von der Pandemie, der Ukrainekrise und den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen getrieben ist, zu verzeichnen. Daraus resultiert eine rückgängige Nachfrage nach Einzelhandelsflächen im stationären Bereich sowie ein anhaltender Druck auf die erzielbaren Mieten. Investoren sind deshalb bei großvolumigen Investi- tionen in Einzelhandelsimmobilien derzeit eher zu- rückhaltend und achten auf etwaige Änderungen des „sentiments“. Die Befürchtung, dass die stark gestiegenen Preise sowohl für Konsumgüter und Lebensmittel aber vor allem Energie den Anteil des frei verfügbaren Einkommens stark reduzieren, verunsichern nicht nur die Konsumenten, son- dern hält aktuell einen Großteil der potenziellen Investoren von Engagements im großvolumigen Einzelhandelsbereich ab. Dies gilt insbesonde- re für institutionelle Investoren, die den Markt für Einkaufszentren dominieren. Die wenigen größeren Transaktionen, die in diesem Segment in den vergangenen zwölf Monaten getätigt wurden, wie beispielsweise der Verkauf des Haid Centers

durch die ECE, sind durchwegs vor Beginn der Ukrainekrise verhandelt worden. Aktuell sind die erzielbaren Renditen für die Investoren im Verhältnis zu den Unwägbarkeiten, die im Moment ausgemacht werden, noch zu niedrig. Anders zeigt sich die Situation bei Fachmarktzen- tren und Stand-Alone-Supermärkten sowie bei Baumärkten. Mietverträge mit Diskontern, Einzel- händlern, die überwiegend im Nahversorgungs- bereich tätig sind und DIY-Märkten werden auf Grund der geringen Nachfrageelastizität dieser Bereiche, wo der Umsatz auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stabil bleibt, sehr geschätzt und dementsprechend sind Objekte mit derar- tigen Mietern stark gefragt. Auch hier besitzen langfristige Bestandsverträge mit Mietern bester Bonität für die Käufer einen hohen Stellenwert. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die stark gestiegene Bedeutung der Indexie- rungsklausel: eine volle Indexierung in Zeiten von nahezu zweistelligen Inflationsraten ist bei ent- sprechender Mieterbonität und einem langfristi- gen Bestandsvertrag ein eindeutiges Kaufsignal und kann die Auswirkungen der Zinsanhebung mehr als kompensieren.

Die Marktsituation für Objekte in Geschäftsstraßen ist hingegen ambivalent. Die privaten Käufer, die

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