Retail-Standort im europäischen Spitzenfeld
im Goldenen Quartier eine große Fläche bezieht. Diese Standortentscheidungen stellen Wien ein sehr gutes Zeugnis aus.
Im Wettbewerb um Investitionen globaler Han- delskonzerne hat Wien die Nase weit vorne. Nur wenige Städte in Europa werden von den großen Labels noch vor der österreichischen Hauptstadt gerankt, so Jens Wehmhöner, Senior Director Pan-European Retail bei BNP Paribas Real Estate* im Interview. Herr Wehmhöner, in Österreich können wir es manchmal selbst kaum glauben, dass in den absoluten Spitzenstandorten Mieten von deut- lich mehr als 300 Euro/m² bezahlt werden. Ist dieses Niveau auf Dauer haltbar? Jens Wehmhöner: Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel. Erstens weil Wien damit im Vergleich der europäischen Metropolen keineswegs besonders teuer ist, zweitens weil Wien auf der „Must-Have-Liste“ großer internationaler Labels ganz weit oben steht. Die LVHMs, Kerings oder Chanels dieser Welt müssen hier einfach vertreten sein und für diese kommen nur absolute Spitzenlagen in Betracht. Und die haben dann natürlich ihren Preis.
Was macht Wien so attraktiv?
An erster Stelle würde ich jedenfalls den boomenden Tourismus nennen, der für die Umsätze im hochwertigen Einzelhandel überragende Bedeutung hat. Wien hat sich nach COVID-19 wieder äußerst gut entwickelt und kann das temporär weitgehende Ausbleiben russischer Gäste problemlos kompensieren. Und mit zwei Millionen Einwohnern ist Wien eben auch eine Keycity – auf diesen Markt möchten Global Player wirklich ungern verzichten. * BNP Paribas Real Estate ist der globale Partner der EHL Immobilien Gruppe und einer der weltweit führenden Immobiliendienstleister. Das zur BNP Gruppe zählende Unternehmen ist in 23 Ländern vertreten und in den Geschäftsbereichen Transaction, Consulting, Valuation, Property Management, Investment Management und Property Development tätig.
Wo würden Sie Wien im europäischen Ver- gleich einordnen?
An der Spitze liegen hier eindeutig und auch mit großem Abstand Paris und London. Diese spielen zweifellos in einer anderen Liga: Aber dann folgt gemeinsam mit einigen anderen Metropolen wie den skandinavischen Haupt- städten, Barcelona, Brüssel oder Madrid auch schon Wien. Was die Mieten betrifft, sind allenfalls noch Mailand und Zürich klar vor Wien. Ein schönes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist der Luxusgüterkonzern Dior, der zuletzt auf den Champs-Élysées einen globalen Flagshipstore einrichtete und jetzt
Jens Wehmhöner MRICS Senior Director Pan-European Retail BNP Paribas Real Estate GmbH, Hamburg
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