Wiener Zinshausmarktbericht 2023

nicht mehr wirtschaftlich. Man kann eigentlich nur auf Parifizierung und Abverkauf ausweichen, aber dann darf man sich auch nicht wundern, wenn es immer weniger Mietwohnungen gibt und 30 Interessenten auf eine Wohnung kommen.

enthaltene Lenkungsmaßnahmen auch eine Erhö­ hung der sozialen Treffsicherheit zur Unterstützung benachteiligter Mietergruppen beinhalten. Erath: So wie in Wien angewendet ist das Richtwertsystem generell überholt und ich sehe nur eine sinnvolle Lösung: Wer sein Haus auf modernen Topstandard bringt, soll aus dem Richtwertsystem ausscheiden und zu Markt­ konditionen vermieten können. Das würde auch Milliardeninvestitionen auslösen. Pöltl: Tatsächlich knüpfen wir derzeit die Un­ terstützung von Mietern an das Errichtungsjahr des Objekts, statt an soziale Kriterien. So helfen wir sehr vielen ein wenig, statt denen, die es brauchen, im erforderlichen Ausmaß.

Wäre ein solcher Ansatz auch geeignet, um die Finanzie- rung der Dekarbonisierung sicherzustellen?

Dornaus: Es wäre jedenfalls eine Variante, im Rahmen einer Überarbeitung des Mietrechts­ gesetzes wie in Deutschland die Möglichkeit der Umlage der Kosten von thermischen Verbesserungen auf den Mieter zu schaffen. Schließlich profitieren die Mieter aufgrund niedrigerer Energiekosten auch davon. Andere Instrumente wären Förderungen, Steuer­ erleichterungen oder wahrscheinlich eine Kombination, denn im bestehenden Umfeld mit Richtwertmieten wird sich das nur sehr schwierig umsetzen lassen. „ Wie in Deutschland Umlage der Kosten thermischer Verbesser- ungen auf den Mieter. Christine Dornaus “ Prunbauer: Gerade bei den steuerlichen Maß­ nahmen gäbe es Modelle wie etwa die Zehntel­ abschreibung. Aber es muss auch sichergestellt werden, dass Eigennutzer nicht auf der Strecke bleiben. Das ist eine gar nicht so kleine Gruppe von Immobilieneigentümern.

© Lichtpunkt Fotografie

RA Martin Prunbauer ist Präsident des Österreichischen Haus- und Grundbesitzerbunds.

Die Menschen müssen sich Wohnen aber leisten können.

Prunbauer: 60 Prozent der Mietverhältnisse in Österreich entfallen auf Gemeinnützige und Kom­ munen. Kein Mensch kann mir erzählen, dass das nicht reicht, um allen sozial Schwachen leistbare Wohnungen anzubieten. Es können doch nicht private Vermieter diese Aufgabe übernehmen müs­ sen, teilweise sogar mit geringeren Mieteinnahmen als bei gemeinnützigen oder kommunalen Wohnun­ gen, die mit Steuergeld unterstützt werden. Dornaus: Hier gibt es tatsächlich einige Ungereimt­ heiten. Ein neues Mietrechtsgesetz, das auf alle Mietwohnungen anwendbar ist, könnte durch darin

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