EHL Geschäftsflächenbericht Österreich | 2023/24

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Österreichischer Einzelhandelsmarkt

Kaufkraftverluste und Insolvenzen prägen ein schwieriges Jahr

Der starke Anstieg der Insolvenzen ist in erster Linie einem Nachzieheffekt nach dem Auslaufen der COVID-19-Unterstützungen geschuldet, spiegelt aber auch ein strukturelles Problem wider: Die hohe Inflation hat die reale Kaufkraft der österreichischen Konsumenten erodieren lassen und die stark gestie- genen Energiepreise haben die Betriebskosten des Einzelhandels nach oben getrieben.

2022 und vor allem im ersten Halbjahr 2023 mach- te der österreichische Einzelhandel jede Menge Schlagzeilen – leider vor allem mit wenig erfreuli- chen Entwicklungen, wie insbesondere einigen In- solvenzen und Ankündigungen von Marktrückzügen. Neben der aufsehenerregenden Pleite des kika/ Leiner-Imperiums waren das beispielsweise aus dem Automotivebereich die Forstinger-Kette oder aus dem generell sehr schwierigen Segment Textil die Zahlungsunfähigkeit von Delka / Salamander mit zusammen 37 Filialen. Insgesamt 473 Pleiten brachten den Einzelhandel in der ersten Jahreshälf- te an die erste Stelle der KSV-Insolvenzstatistik.

„Schwächere Objekte werden aus dem Markt genommen und sorgen für anhaltenden Rückgang der Verkaufsfläche.“

Am Beginn der zweiten Jahreshälfte mehren sich allerdings die Anzeichen, dass der Einzelhandel die schwierigsten Phasen vorerst hinter sich gebracht hat: Die Energiepreise befinden sich im Sinkflug (insbesondere der wichtige Großhandel- spreis für Gas ist mittlerweile deutlich niedriger als zu Beginn des Ukrainekonflikts), die Inflation geht zurück, der Tourismus hat eine starke Som- mersaison hinter sich gebracht und der private Konsum ist trotz steigender Preise einigermaßen robust geblieben. Auch auf der Vermietungsseite gibt es positive Entwicklungen: Der Diskontbereich weitet seinen Flächenbedarf kontinuierlich aus und im Lebens- mittelhandel ist das Wachstum zwar zurückgegan- gen, dennoch sind diese Marktsegmente weiterhin

„Insolvenzen im Einzelhandel blieben bisher ohne gravierende Folgen für Flächen- angebot und Leerstände.“

Im Verein mit einigen Unternehmen, die ihren Rückzug aus Österreich angekündigt haben, sorgt diese Entwicklung für einige Bewegung auf dem Markt für Einzelhandelsflächen. Allein kika/ Leiner verfügte zuletzt über eine Gesamtmietflä- che von rund 300.000 m². Sehr positiv ist, dass davon praktisch alle Flächen entweder von einer Nachfolgegesellschaft übernommen werden oder bereits anderweitig verwertet werden konnten.

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