EHL Geschäftsflächenbericht Österreich | 2023/24

© Franz Brück

© Dragan Dok

Ausblick

Flächennachfrage bleibt gedämpft

Mehr Umnutzungen Die geringe Flächenproduktion in anderen Immobilien- märkten wie Büro und Wohnen wird sich indirekt auch auf den Markt für Einzelhandelsflächen auswirken. Die Umnutzung von Geschäftsflächen für Büros oder Woh- nen wird öfter als in der Vergangenheit wirtschaftlich sinnvoll sein. Die angekündigten scharfen Restriktionen für AirBnB-Wohnungen in Wien könnten auf längere Sicht auch zu einem verstärkten Flächenbedarf für eher kostengünstige Hotels und Hostels führen und damit eine zusätzliche Option für schwierig zu vermarktende Geschäftsflächen darstellen. Bestlagen weiter stark gefragt Die Sonderkonjunktur für Bestlagen, insbesondere für die von internationalen Luxuslabels gesuchten Adressen, wird auch 2024 für steigende Mieten im Goldenen U sorgen. Eine ganze Reihe globaler Top-Marken hat Wien auf dem Radar und ist durch- aus preisaggressiv auf der Suche nach einer der dort selten freiwerdenden Flächen. Nachhaltigkeit - Herausforderung und Chance Der politische und gesellschaftliche Druck zu mehr Nachhaltigkeit ist rein wirtschaftlich betrachtet sowohl Herausforderung als auch Chance für den Einzelhandelsimmobilienmarkt. Einerseits werden beachtliche Kosten für energetische Verbesserun- gen und den Wechsel zu nachhaltigen Heizsystemen anfallen; der stark gestiegene Widerstand gegen Bodenversiegelung erschwert andererseits die Pro- duktion von Neuflächen, wovon letztlich bestehende Angebote (insbesondere FMZ und kleinere EKZ in Sekundär- und Tertiärstädten) profitieren werden.

Die Ausgangslage für den österreichischen Einzel- handelsimmobilienmarkt für das Jahresende 2023 und das Jahr 2024 ist weiterhin schwierig: Zwar entwickelt sich das verfügbare Einkommen dank Lohn- und Pensionserhöhungen sowie staatlicher Transferzahlungen (Stichwort Klimabonus) durchaus positiv, aber die schwache Konjunktur, hohe Zinsen und Inflation führen zu Unsicherheit und Konsum- zurückhaltung. In Kombination mit steigenden Lohn- und Einkaufskosten des Einzelhandels sorgt das in vielen Teilbereichen für große Zurückhaltung bei der Flächennachfrage. Positiv ist, dass nach einigen vielbeachteten Insolvenzen bis zur Jahresmitte 2023 ein wenig Ruhe eingekehrt zu sein scheint. Wenig Potenzial bei Mieten Aus der Nachfrageschwäche resultiert auch ein gewis- ser Druck auf die Mieten. Bei Neuvermietungen und Vertragsverlängerungen werden sehr oft Anhebungen im Ausmaß der Inflationsrate nicht durchsetzbar sein. Dadurch kommt es zu einer realen Mietsenkung, auch wenn die Nominalmieten zumindest in guten Lagen gehalten werden können. Allerdings sollte sich die Verhandlungsposition der Vermieter durch die Nor- malisierung bei den Energiepreisen, die insbesondere 2022 und Anfang 2023 zu enormen Betriebskosten- anstiegen geführt haben, auch wieder etwas verbes- sern. Der Trend zu kürzeren Vertragslaufzeiten hält an. Laufzeiten mit mehr als fünf Jahren werden zumindest nicht mehr die Regel sein, früher sehr seltene Kurzläu- fer mit zwei- oder dreijährigen Bindungsfristen werden hingegen öfter anzutreffen sein.

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