Geschäftsflächenbericht Österreich | 2020

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Österreichischer Einzelhandelsmarkt

Krise ja, Weltuntergang nein

Point für zusätzliche Leerstände, mit Sicherheit wer- den im Herbst und 2021 weitere folgen. Aktuell sind in Österreich laut einer Erhebung von RegioPlan 480 Geschäftslokale von eingetretenen oder drohenden Pleiten betroffen. Diese Entwicklungen werden sich kurz- und mittel- fristig in allen großen Teilmärkten (Einkaufsstraßen, Einkaufszentren und Fachmarktzentren) in Form substanziell höherer Leerstandsraten niederschla- gen. Temporär wird das die Verhandlungsmacht der Mieter bei der Verlängerung von Verträgen und bei Neuvermietungen erhöhen und Druck auf das Mietenniveau bewirken. Längerfristig wird es dazu führen, dass die Marktbereinigung beschleunigt wird: Flächen an schwächeren Standorten werden rascher aus dem Markt genommen und Umnut- zungen werden konsequenter umgesetzt werden, auch wenn sie mit Kosten verbunden sind und nur beschränktes Ertragspotenzial zulassen. Daher ist damit zu rechnen, dass das gestiegene Überangebot an Flächen ein temporäres Phänomen bleiben wird. Trotz der Probleme ist keine Weltuntergangsstim- mung angebracht: Die Inlandsnachfrage erweist sich als der mit Abstand stabilste Konjunkturfaktor, und der Weg zurück zur „Shopping-Normalität“ ist sehr schnell beschritten worden. Staatliche Stützungs- maßnahmen (Kurzarbeit, Härtefallfonds, Erhöhung Arbeitslosengeld etc.) sorgen für eine Stabilisierung der Einkommen, geringere Freizeitausgaben wegen ausgefallener Urlaube, abgesagter Veranstaltungen oder weniger Restaurantbesuche führen dazu, dass ein größerer Anteil der Haushaltseinkommen für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung steht.

Coronakrise und Lockdown trafen den Markt in einer Phase, in der sich nach mehreren Jahren mit rückläufigem Flächenangebot in Wien und in den Landeshauptstädten wieder eine Stabilisierung und eine leichte Erholung angedeutet hatte. Die sinkende Flächennachfrage seitens Branchen mit überdurchschnittlich hohem Online-Anteil an den Gesamtumsätzen wurde 2019 und im ersten Quartal 2020 durch steigenden Flächenbedarf anderer Einzelhandelsbranchen, der Gastronomie und verschiedener Dienstleistungssektoren (z.B. Gesundheit und Fitness) zumindest wettgemacht. Die Krise hat nun eine scharfe Trendwende bewirkt. Viele Vermieter mussten auch unabhängig von rechtlichen Verpflichtungen schon aus wirtschaft- lichen Gründen auf Teile der Mieten verzichten, jetzt zeichnen sich nachhaltige Folgen ab: Expansionspläne wurden durchwegs auf Eis gelegt, die Bereinigung von Filialnetzen und die Verkleinerung von Filialen werden beschleunigt. Darüber hinaus sorgen mehrere Insol- venzen wie z.B. Dressmann, Stefanel oder Runners

Mieten Einkaufs- und Fachmarktzentren | Q1 2020 Nettomiete EUR/m 2 /M

Preistrend

A-Lage

40 - 120

stabil

SCS, Donauzentrum, Auhof Center etc. B-Lage Q19, Lugner City, BahnhofCity Wien West Bezirkszentren

15 - 40

stabil

8 - 14 leicht steigend

Fachmarktzentren Wien

8 - 15 6 - 13

stabil stabil

Bundesländer

Quelle: EHL Market Research | Q3 2020

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