Geschäftsflächenbericht Österreich | 2020

beachtliches Potenzial, und in Toplagen gibt es struk- turell weiter einen deutlichen Nachfrageüberhang.

In Teilbereichen wie etwa Fitnesscentern führen Corona-Abstandsregeln sogar tendenziell zu zu- sätzlichem Flächenbedarf. Und „jenseits von Corona“ gibt es auch positive Trends: So entwickeln sich Fußgänger- und Begeg- nungszonen positiv, die Flächennachfrage aus dem Gesundheitssektor – auch in Einkaufszentren – hat

Fazit: Die Krise wird sich in den Immobilienerträgen für 2020 schmerzhaft bemerkbar machen, sie wird viel Managementleistung fordern, aber sie wird für den größten Teil der Branche bewältigbar bleiben.

Gewinner und Verlierer der Krise Auch in der Krise sind nicht alle gleich: Neben unterschiedlich stark betroffenen Verlierern gibt es weit- gehend resistente Marktsegmente und sogar einige Gewinner der Krise. Die Gewinner: Nahversorger, Baumärkte, Sport, Einrichtung, Lebensmittel und Newcomer Vom Trend zum Einkauf in der Nähe des Wohnorts profitieren vor allem Fachmarktzentren mit Schwerpunkt Nahversorger. Teilweise deutliche Umsatzgewinne gibt es im Sportartikelhandel (boomendes Radgeschäft), bei Baumärkten und Einrichtung, insbesondere Möbelhandel. Spitzenreiter auf der Positivliste sind aber Gartencenter. Etwas zugelegt hat auch der Lebensmittelhandel, einerseits weil zumindest zeitweise vermehrt gekocht wurde, statt Restaurants zu besuchen, andererseits lässt steigendes Gesundheitsbewusstsein Kon- sumenten verstärkt zu (teureren) Bioprodukten greifen. Eine Chance stellt die aktuelle Umbruchsituation auch für neue Einzelhandelskonzepte dar: Innovative Unter- nehmen haben jetzt gute Chancen auf erstklassige Standorte, die in „normalen Zeiten“ kaum frei geworden wären. Insofern eröffnet sich für Newcomer mit einem schlüssigen Geschäftsmodell und solider Finanzie- rung derzeit ein Window of Opportunity, auch weil Vermieter jetzt noch mehr bereit sind, Alternativen zum konventionellen Branchenmix ins Auge zu fassen. Die Verlierer: Mode, Schuhe, Elektronik und Tourismus-Hotspots Die großen Flächennachfrager Textil und Schuhe haben die schmerzhaftesten Einbußen zu verzeichnen. Homeoffice und Absage von Veranstaltungen motivieren nicht zum Kauf von Modeartikeln, und die Elek- tronikbranche spürt stärker als jede andere die Abwanderung von Umsätzen in den Onlinehandel. In diesen Segmenten ist damit zu rechnen, dass die Krise längerfristige Auswirkungen haben wird und dauerhaft weniger Fläche benötigt wird. Kurzfristig noch stärker betroffen sind Handelsunternehmen in den touristischen Hotspots wie z. B. der Wiener Innenstadt oder Salzburg. Gerade in den Toplagen macht sich das Ausbleiben internationaler Kunden dramatisch bemerkbar, doch ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass erstens der Städtetourismus spätestens nach Entwicklung eines Corona-Impfstoffs wieder deutlich stärker werden wird, und zweitens Flächen in Spitzenlagen rasch wieder vermietet werden können, sollte sich der eine oder andere Bestands- mieter zurückziehen. Differenzierte Entwicklung bei Gastronomie und Dienstleistung Gastronomiebetriebe mit hohem Anteil von Touristen und Geschäftsleuten, Bars und Clubs gehören zu den größten Corona-Verlierern. Hingegen werden aktuell verstärkt Gastronomielokale mit Freiflächen (Schanigär- ten) gesucht, und Restaurants mit vorwiegend privatem, heimischem Publikum verzeichnen wieder weitge- hend normale Umsätze. Bei den Dienstleistern sind Kinos und sonstige Kultureinrichtungen in einer höchst prekären Situation. Positiv entwickeln sich hingegen Gesundheitsdienstleistungen, für die auch in steigen- dem Ausmaß Flächen gesucht werden.

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