Wiener Zinshausmarktbericht 2022

Schmidt: Ich weiß nicht, ob das reichen wird. Aber es gibt auch eine Möglichkeit, die gar kein Steuergeld kostet: Wenn eine Sanierung auf einen definierten Nachhaltigkeitsstandard dazu führt, dass man mit einem Objekt aus dem Richt- wertsystem in die freie Mietzinsbildung wechseln könnte, wäre das ein enormer Anreiz. Diesen Vorschlag gab es schon früher, und in Anbetracht der Dringlichkeit der Probleme sollte man ihn wieder aufgreifen.

Wohnungen nicht mehr leisten kann. Wien be- nötigt auch im Altbau leistbaren Wohnraum, die Gemeinde- bzw. Genossenschaftsbauten können und sollen das nicht alleinig abdecken. Obojkovits: Dass die finanziellen Rahmenbedin- gungen so geändert werden müssen, dass Nach- haltigkeitsinvestitionen wirtschaftlich sind, ist unverzichtbar, aber nicht ausreichend. Genauso wichtig ist es, die Gesetzeslage so weiterzuent- wickeln, dass die Umsetzung von Maßnahmen in der Praxis auch tatsächlich möglich wird. Zuerst einmal geht es dabei um Mitwirkungs- pflichten der Mieter. Es darf nicht sein, dass beispielsweise der Wechsel zu zentralen Heizsys- temen, der ökologisch meistens sehr viel bringt, daran scheitert, dass einige Mieter einfach keine Lust haben und lieber bei ihrer Therme bleiben. Mindestens ebenso wichtig wäre es jedoch, Blocksanierungen massiv zu forcieren, da in dichtverbauten Gebieten wirklich radikale Ver- besserungen auf Ebene der Einzelobjekte kaum umsetzbar sind. „ Die fossilen Brenn- stoffe hinter uns zu lassen, wird mit einer Mischung aus Anreiz und Druck gehen. Georg Hofmann “ Am deutlichsten zeigt sich das beim Fahrplan zum Komplettausstieg aus Öl und Gas. Gute Idee, aber was soll in einem Zinshaus, in dem Fernwärme nicht zur Verfügung steht, gemacht werden? Pellets sind da sicher keine Patentlö- sung, Photovoltaik und Solarthermie nur Tropfen auf dem heißen Stein. Bleibt also eigentlich nur Geothermie, aber die ist für ein Einzelobjekt fast nie nutzbar. Im Rahmen größerer Kooperationen sieht das ganz anders aus, wie das Beispiel einer 2021 abgeschlossenen Blocksanierung in der Gebler- gasse zeigt. Dort ist mit Tiefenbohrungen und

© DI Klaus Kodydek

Georg Hofmann ist in der Magistratsdirektion Bauten und Technik tätig und dort für den Bereich Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit im Bauwesen verantwortlich.

Hofmann: Das Thema des MRG ist in der Tat schwierig und ich verstehe die Herausforderun- gen, die man als Investor bei einem Altbau hat – hier gehört sicher an der einen oder anderen Schraube gedreht. Auf der anderen Seite darf eine Sanierung, auch wenn diese noch so ökolo- gisch und nachhaltig ist, nicht zu einem Verdrän- gungseffekt führen, so dass sich die ehemalige Bewohnerschaft des Gebäudes die sanierten

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