Wiener Zinshausmarktbericht 2023

Kosten für Kredite – Zinsen und Tilgung – müssen durch korrespondierend steigende Mieterträge gedeckt sein, sonst kommt man in eine finanzi­ elle Schieflage. Der Großteil der Objekte wurde nämlich nicht geerbt, sondern gekauft und zumin­ dest teilweise fremdfinanziert. Auch mit Indexie­ rung haben da viele Investoren derzeit Mühe, die gestiegenen Zinskosten zu erwirtschaften. Ohne Indexierung würden es viele nicht schaffen und es könnten Insolvenzszenarien drohen.

Klingt als wäre ein Zinshausinvestment eher ein Hobby.

Martin Prunbauer, Präsident Österreichischer Haus- und Grundbesitzerbund: Zweifellos hat der Besitz eines Zinshauses gerade für private Haus­ eigentümer auch emotionale Aspekte und ein er­ heblicher Anteil der Zinshausbesitzer betrachtet ihr Engagement nicht primär unter dem Gesichtspunkt der kurzfristigen Renditemaximierung, sondern als langfristige Sachwertveranlagung für Generationen. Aber von „Hobby“ kann natürlich keine Rede sein, sondern man kann zumindest bisher mit einem Zinshaus in Wien nachhaltigen Ertrag erzielen.

Wieso „zumindest bisher“?

Prunbauer: Wenn es tatsächlich dazu käme, dass die Indexierungen ausgesetzt oder beschnit­ ten werden, würde das die Situation dramatisch ändern. Solange nicht geklärt ist, wie die Vor­ schriften zur Dekarbonisierung konkret ausfallen werden und vor allem wie sie finanziert werden sollen, wäre die nachhaltige Bewirtschaftung von Zinshäusern in Zukunft nicht mehr gesichert. In­ sofern war es enorm wichtig, dass die sogenann­ te Mietpreisbremse abgewehrt werden konnte. „ Ohne Indexierung würden es viele nicht schaffen. Franz Pöltl “ Kaspar Erath, Obmann Verein zur Revitali- sierung und architektonischen Aufwertung der Wiener Gründerzeithäuser: Dass darüber überhaupt geredet wird, ist doch bereits un­ verständlich. Die Indexierung muss doch die Normalität sein und sie deckt auch bestenfalls einen Teil der Kostensteigerungen ab, mit denen man bei Zinshäusern konfrontiert ist. Die Kosten für die Erhaltung sind deutlich stärker als der VPI gestiegen, von der Vervielfachung der Zinskosten bei Fremdfinanzierungen gar nicht zu reden. Franz Pöltl, Geschäftsführender Gesellschaf- ter EHL Investment Consulting: Man muss aber darüber diskutieren, denn die steigenden

© Ludwig Schedl

Christine Dornaus ist Vorstandsmitglied der Vienna Insurance Group, einem der führenden heimischen Institutionellen Immobi­ lieninvestoren.

Kann eine entfallene Indexierung tatsächlich so dramatische Folgen haben?

Erath: Man muss die Ausgangslage sehen. Selbst nach der Indexierung liegt der Wiener Richtwert grade einmal bei 6,67 Euro. Wo ich keinen Lagezuschlag habe – und der wird ja oft genug bei Schlichtungsstellen mit Pseudoargu­ menten ausgehebelt – ist Vermietung schlicht

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