EHL Zinshausmarktbericht 2025 | Wien

Gesamtwirtschaftliches Umfeld

Flaute, Vorsicht und fehlende Impulse

Mag. Franz Pöltl FRICS

Geschäftsführender Gesellschafter EHL Investment Consulting GmbH

Das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist für den Immobilienmarkt äußerst negativ. Die Dreierkoalition kämpft mit einem Einsparungspaket als Reaktion auf das aus dem Ruder gelaufene Budgetdefizit. Dies trifft Österreichs Wirtschaft im dritten Rezessionsjahr in Folge und in einer äußerst volatilen globalen Lage. So ist zu befürchten, dass auch Faktoren wie die Ukrainekrise und die erratische Zollpolitik der Administration Trump, einer schnellen Erholung der westeuropäischen Wirtschaft entgegenstehen. Die negativen Einflüsse sind auf vielen Ebenen spürbar. Die schwache Konjunktur und die ungewissen Aussichten verunsi- chern Konsumenten und führen zu einer empfindlichen Konsumzurückhaltung, die wiederum den Einzelhandel und damit den Gewerbeflächenmarkt beeinträchtigt. Als Konsequenz kommt es zu steigenden Leerständen und sinkenden Mieten bei den Einzelhandelsflächen in den Erdgeschoß- zonen. Diese Entwicklung kann man sowohl in den großen Geschäftsstraßen wie der Mariahilfer Straße, als auch noch stärker in den Geschäftsstraßen mit überwiegend lokaler Bedeutung und geringer Passanten- frequenz beobachten. Nicht zu unterschätzen sind auch die Fol- gen für die Liquiditätssituation potenzieller Investoren. Die Gewinne der heimischen

Unternehmen sind stark gesunken und als Sicherheit für weitere, drohende Herausforderungen werden vielfach hohe Cashreserven aufgebaut. Unternehmer- familien, die in der Vergangenheit zu den aktivsten Käufern am Zinshausmarkt gezählt haben, sind trotz oft hoher Liquidi- tätspolster verunsichert und wollen die weitere Marktentwicklung lieber abwarten, als zu den jetzigen, gegenüber der Zeit vor 2022 attraktiven Konditionen zu kaufen. Enttäuschend ist weiterhin auch die Entwicklung der Finanzierungsseite. Zwar sind die Leitzinsen und damit verbunden wichtige Referenzzinssätze wie der Euribor seit Jahresmitte 2024 deutlich zurückgegangen, doch gleichzeitig haben die Banken ihre Risikoaufschläge, Eigen- kapitalanforderungen, Tilgungen sowie Margen deutlich angehoben. Daher sind die Finanzierungskosten weniger stark

den Markt wiederbeleben würde, haben sich (noch) nicht erfüllt.

Dennoch ist die Zinsentwicklung ein Hoffnungsschimmer für den Markt. Weitere Leitzinssenkungen sind absehbar und es ist anzunehmen, dass diese Zinsrückgänge zukünftig stärker in reduzierten Sätzen an die Kaufinteressenten weitergegeben werden. Positiv ist auch, dass sich die in der Vergangenheit stark gestiegenen Baupreise zuletzt immerhin stabilisiert haben. Die aktuell schlechte Auslastung der Hoch- bauwirtschaft und des Baunebengewerbes sollte die Dynamik der Baupreisentwick- lung im Zaum halten.

gesunken als erwartet und die Hoffnungen, dass die geänderte EZB-Politik

Kaufpreise in EUR/m 2 6.000–10.000 2.000–6.200 1.600–5.800 1.400–3.200

Quelle: EHL Market Research | Q1 2025 Kaufpreise in EUR/m²

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Zinshausmarktbericht

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