ESG und Energieversorgung
Schlummerndes Potenzial: Wert- steigerung durch ESG-Maßnahmen
Bmst. Ing. Markus Neumayer
Geschäftsführender Gesellschafter/CEO Neumayer Projektmanagement GmbH
Am Anfang war die Vorschrift – doch mittlerweile ist der Markt zum Motor für Verbesserungen der Nachhaltigkeit von Zinshäusern geworden. Im Rahmen maßgeschneider- ter Konzepte können mit ESG-Investitionen erhebliche Wertsteigerungen erzielt werden.
Das Thema Nachhaltigkeit hatte in der Immobilienwirtschaft im Allgemeinen und auf dem Zinshausmarkt im Speziellen schon einmal mehr Konjunktur als im Jahr 2025. Das Zurückstutzen gesetzlicher Vorgaben auf einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern im Jahr 2040 (mit den zu erwartenden Nachfristen wahrscheinlich noch um einiges später) und die schwierige allgemeine Marktsituation haben den Stellenwert von Ökologisierung, Taxonomie oder ESG bei Investoren und Entwicklern spürbar sinken lassen. Diese Entwicklung ist zwar verständlich, dennoch ist sie vor allem unter wirt- schaftlichen Gesichtspunkten durchaus nachteilig. Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit können – mit Expertise geplant und umgesetzt – höchst ertrags- starke Investitionen darstellen und jeder Zinshausinvestor und -entwickler ist gut
beraten, die ESG-Potenziale seiner Objekte sorgfältig zu evaluieren.
Auf den „Stockerlplätzen“ im Ranking der wichtigsten Verbesserungspotenziale ist der Wechsel der Energiequelle jedenfalls nicht zu finden. Ökologisch wie wirtschaft- lich sind die Top 3 eindeutig Fenstertausch, Fassadendämmung und Dämmung der obersten Geschoßdecke. In der Regel las- sen sich damit bis zu drei Viertel des Heiz- wärmebedarfs einsparen und in gleichem Maß sinken auch die Betriebskosten. Der Wechsel der Energiequelle etwa von Gas zu einer Luft-Wasser-Wärmepumpe oder gar zu Geothermie führt hingegen noch zu gar keiner Senkung des Heizwärmebedarfs, ist im Bestand oft unvertretbar aufwendig und führt jedenfalls zu keiner adäquaten Reduktion der Betriebskosten. Ein durchaus gewichtiger Einwand gegen Nachhaltigkeitsinvestitionen bei Zinshäusern ist die Beschränkung der Miethöhen. Nichtsdestoweniger steigern
„Raus aus Gas“ ist eine Themenverfehlung Der Schlüssel zu einer erfolgreichen ESG-Strategie ist eine klare Priorisierung möglicher Maßnahmen: Wo können mit ver- gleichsweise geringem Aufwand möglichst große Verbesserungen erzielt werden, welche Investition macht sich durch die Wertsteigerung tatsächlich bezahlt. Unbenommen der Tatsache, dass gerade bei Zinshäusern für jedes Objekt individuell zu prüfen und zu entscheiden ist, ist aus Sicht des Praktikers eines klar: Die Nach- haltigkeitsthemen, die Schlagzeilen und den politischen Diskurs dominieren, sind nur in ganz seltenen Fällen tatsächlich am wichtigsten. Oder anders gesagt, der Slogan „Raus aus Gas“ ist eine Themenverfehlung.
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Zinshausmarktbericht
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