EHL Geschäftsflächenbericht 2025/26

Interview: Stadtmarketing schafft Marke

Frau Limberger, gefühlt leistet sich mittlerweile jede große und mittlere Stadt ein Stadtmarketing. Aber was bringen Hüpfburgen und Grätzlfeste dem Einzel- handel, sodass er sie direkt oder indirekt via Steuern mitfinanzieren soll? Ich würde Hüpfburgen nicht zum Stadt- marketing zählen. Events sind grund- sätzlich nur eines von vielen Themen im Stadtmarketing, und eher sogar ein Randthema und speziell Gräzlfeste

Und dennoch ist der Leerstand in vielen Städten, sogar in Toplagen, ziemlich unerfreulich hoch… Dieser starke Fokus auf den Handel ist, gemessen an dem Alter unserer Städte, eine junge Entwicklung. Knapp 150 Jahre. Viele der in den letzten Jahrzehn- ten für Handel genutzten Flächen wurden historisch für Produktion, Handwerk oder Logistik genutzt.

Aber zählen am Ende nicht Hard Facts wie Verkehrsanbindung, Parkplätze oder Flächeneffizienz viel mehr? Natürlich muss eine Stadt erreichbar sein. Wobei aktuelle Studien eindrücklich zeigen, dass der Handel überproportional stark von Kunden profitiert, die nicht mit dem Auto, sondern beispielsweise mit dem Rad zum Einkaufen fahren. Das Zu- sammenspiel in einer attraktiven Stadt ist deutlich mehr als nur versiegelte Fläche für Mobilität. Ich sehe meine Aufgabe als Stadtmar- ketingverantwortliche auch darin, hier mitzuhelfen Optimierungen zu erreichen. Wir kennen die jeweilige Stadt, ihre Standortprobleme und -chancen, die Immobilieninvestoren, die aktuellen Mieter, lokale Interessenten für Flächen sowie politische und behördliche Entscheidungsträger. Wir vernetzen diese und können im Konsens und unter Einbin- dung aller Seiten Lösungen entwickeln. Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Immobilienbranche, insbesondere mit Maklern – unser Job ist es, Standorte zu attraktivieren und zu optimieren, der Makler muss die Unternehmen identi- fizieren, die davon am meisten profitieren können.

haben ohnehin eher eine nach innen gerichtete Funktion. Moder- nes Stadtmarketing schafft eine Marke und nutzt dafür viel weiter gefasste Instrumente für seine Kernaufgabe: die Besonderheiten und Stärken einer Stadt herauszu- arbeiten und vor den Vorhang zu holen.

Für einen Teil dieser Flächen

Die Qualität eines Stand- orts wird auch über die Emotionen, die Konsumen- ten mit einer Stadt verbin- den, definiert und da kann strategisch geplantes Stadtmarketing große Veränderungen bewirken.

muss man nun eben wieder neue Nutzungen suchen, etwa für kreativ- künstlerische Bereiche, für Dienst- leistungen, für Freizeit und Entertainment und vieles mehr. Dieses Zusammenspiel macht eine Stadt und ihr Zentrum attraktiv und damit auch zu einem frequentierten, erfolgreichen Einzelhan- delsstandort.

Die Qualität eines Standorts wird auch über die Emotionen, die Konsumenten mit einer Stadt verbinden, definiert und da kann strategisch geplantes Stadtmar- keting große Veränderungen bewirken.

Daniela Limberger

Vizepräsidentin des Dachverbands Städtemarketing Austria und Geschäftsführerin der Agentur für Standort und Wirtschaft Leonding

Österreich | 2025/26

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