EHL Zinshausmarktbericht Wien | 2024

Round Table

Aber einen Boom wie 2021/22 werden wir lange nicht mehr erleben und war auch nicht mehr normal. Humer: Wenn man auf die Basics sieht, darf man tatsächlich optimistisch sein. Die Nachfrage nach Wohnungen ist da und es wird wenig produziert. Die private Kaufkraft ist weiterhin gut und die realen Einkommen sind zuletzt in fast allen Branchen stark gestie- gen, damit werden auch gestiegene Mieten und Eigentumswohnungen wieder leistbarer. Und

© Roland Rudolph

Schmidt: Wie schon gesagt, bin ich ja durchaus optimistisch, der Wohnungsmarkt ist auf seinem Erholungskurs einfach schon weiter. Ich habe viele Angebote für Woh- nungen in unseren Häusern, was mich sehr zuversichtlich stimmt. Wir haben zuletzt auch bei einem Objekt die Finanzierungs- situation der Käufer erhoben und haben festgestellt, dass weit weniger Hypotheken eingetragen sind als früher, das heißt die Käufer kaufen mit viel mehr Eigenkapital. Es gibt also reichlich Menschen, die kaufen wollen und dies unabhängig von Banken- finanzierungen auch bewerkstelligen können. Diese Kundenschicht gibt es auch bei Zinshauskäufern, beispielsweise den Privatstiftungen, aber irgendwie fehlt noch ein Impuls, um JETZT zu kaufen. Dabei ist wahrscheinlich gerade jetzt die beste Chance, noch an gute Objekte zu kommen. Wenn dann wieder alle kaufen, ist es zu spät. Wollen wir abschließend noch einen gemeinsamen Blick in die Kristallkugel werfen: Wo wird der Zinshausmarkt in drei Jahren stehen? Dort, wo wir heute sind, den Bach hinuntergegangen oder zurück in alter Stärke?

Tüchler: Die Assetklasse Zinshaus hat definitiv eine gesicherte Zukunft und in drei Jahren werden die Preise wieder höher sein. Aber ich bleibe dabei: Alles hängt an der EZB und den Banken. Wenn auch die kurzfristigen Zinsen sinken und die Banken wieder Investments und Entwicklungen

das wird sich auch im Zinshausmarkt widerspiegeln.

Pöltl: Für eine Zeitspanne von zwei oder drei Jahren bin ich mit Prognosen vorsich- tig. Aber der Immobilienmarkt ist und bleibt stark zyklisch. Eher

finanzieren, dann wird es wieder aufwärts gehen. Schmidt: Das sehe ich genauso und ich glaube, dass der erste

Wenn man auf die Basics sieht, darf man tatsächlich optimistisch sein. - Gerhard Humer

traue ich mich vorher- zusagen, dass wir beim nächsten zyklischen Hoch – in etwa in zehn Jahren – wieder einen Markt haben, in dem

man sich darüber wundert, wie billig alles noch vor wenigen Jahren war. Es wird viel mehr Kaufinteresse als Objekte geben und jeder glaubt zu wissen, dass es weiter bergaufgehen wird – also eigentlich das gleiche Szenario, wie wir es aus 2021 und 2022 kennen.

EZB-Zinsschritt nach unten psychologisch eine weit größere Wirkung haben wird als 0,25 oder 0,5 Prozentpunkte weniger an realer Ersparnis bei den Finanzierungs- kosten bringen. Es wird das Kaufsignal sein, und die Investoren, die sich derzeit nur umschauen, werden dann tatsäch- lich zu kaufen beginnen. Ich denke, der Euribor wird schon 2025 etwa bei 2,5 Prozent stehen, die Zinshauspreise werden signifikant höher sein als jetzt und es wird wieder deutlich mehr Transaktionen geben.

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Zinshausmarktbericht

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