Gewerbeflächen
Beschleunigter Strukturwandel
Mag. Mario Schwaiger
Leitung | Einzelhandelsimmobilien EHL Gewerbeimmobilien GmbH
Am Einzelhandel und an der Gastronomie gingen die schwache Konjunktur und die Konsumzurückhaltung der Verbraucher nicht spurlos vorbei. Dies hat zu vermehrten Mieterwechseln und erhöhtem Druck auf die Mietpreise in den Erdgeschossflächen von Mietshäusern in erstklas- sigen Lagen geführt. In weniger attraktiven Lagen wird die Suche nach alternativen Nutzungsmöglichkeiten zuneh- mend dringend.
Abseits der großen, frequenzstarken Ein- kaufsstraßen stellen gewerblich genutzte Erdgeschossflächen derzeit eine Heraus- forderung dar. Konjunkturschwäche und Konsumzurückhaltung haben die Situation in den vergangenen zwei Jahren noch verschärft und führen zu einem beschleu- nigten Strukturwandel und weiter rückläufi- gem Flächenbedarf im Einzelhandel.
gen oder Vertragsverlängerungen immer noch zufriedenstellende Konditionen erzielt werden. Generell finden sich für gute Lagen in den Bezirken innerhalb des Gürtels, in Favoriten nahe dem Hauptbahnhof und in den west- lichen Gürtelbezirken von 1160 bis 1190 zufriedenstellend viele Interessenten, in den anderen Bezirken sind derzeit auch gute Lagen schwer zu vermarkten.
Bei entsprechendem Umfeld können Erdgeschoße erfolgreich in Büroflächen umgewandelt werden, vor allem junge Unternehmen und Firmen aus der Kreativ- branche sind dafür offen. Ein Kapitel für sich ist Kurzfristwohnen, das meist unter dem Schlagwort Airbnb abgehandelt wird. Wenn dies an einem Standort zulässig ist und auch die techni- schen Anforderungen (insb. Installationen, moderne Heizung) erfüllbar sind, können hiermit vor allem in der Nähe von U-Bahns- tationen und/oder touristischen Hotspots sehr zufriedenstellende Erträge erzielt wer- den. Erscheint keine dieser Möglichkeiten realistisch, sollten Möglichkeiten gesucht werden, die Erdgeschossflächen zumindest für die Wohnungsmieter des Zinshauses zu nutzen. Ebenerdige Lagerflächen und Ab- stellräume für Hausbewohner mögen zwar nur begrenzte Mieteinnahmen generieren, aber sie erfordern geringe Investitionen und können sich durch eine Aufwertung der Wohnungen zusätzlich bezahlt machen.
Für Zinshaus- investoren ergeben sich daraus unterschied- liche Folgen: Praktisch
Praktisch unbeeinträch- tigt ist die Attraktivität der absoluten Bestlagen in der Innenstadt.
Besonders heraus- fordernd gestaltet sich die Situation in Nebenlagen bzw.
unbeeinträchtigt ist die Attraktivität der absoluten Bestlagen in der Innenstadt, wie insbesondere im Goldenen U, Kärntner Straße – Graben – Kohlmarkt. In anderen gut etablierten Einkaufsstraßen, wie etwa Mariahilfer Straße oder Landstraße kommt es zwar häufiger zu Mieterwechseln, aber in einigen Fällen können bei Neuvermietun-
Stadtteilen, die generell wenig Relevanz für Einzelhandel und Gastronomie haben. Hier wird eine ungeschönte Marktanalyse häufig ergeben, dass es sinnvoller ist, nach Alternativnutzungen zu suchen, anstatt mit Niedrigmieten oder sogar Investitions- zuschüssen klassische Einzelhändler oder Gastronomiebetriebe anzulocken.
Wien | 2024
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