Verkehrsberuhigung & mehr
Neue Retail-Chancen durch Neugestaltung von Straßenzügen
Michaelerplatz, 1010 Wien | © ZOOM VP.AT
Naschmarkt, 1060 Wien | © Mostlikely Architecture /DnD
Die Neugestaltung von Straßenzügen zeigt signifikante Auswirkungen auf den Einzelhan- del. Von der Förderung des Fußgängerver- kehrs bis zur Schaffung neuer Grünflächen und Radwege – diese Maßnahmen spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung innerstädtischer Retail-Chancen.
Praterstraße, 1020 Wien | © ZOOM VP.AT
Favoritenstraße, 1100 Wien | © YEWO LANDSCAPES/VisuPlan3D
Was vor einem Jahrzehnt mit der Umgestal- tung der Mariahilfer Straße begann, war die Einführung einer damals in Österreich noch weitgehend unbekannten Hybridform: der Begegnungszone. Seither hat dieses Kon- zept kontinuierlich an Raum gewonnen. Es dient der Zurückdrängung des Autoverkehrs zugunsten besserer Nutzungsmöglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer.
Dutzend Einzelprojekten das Leitmotiv des Klimaschutzes, die tatsächliche Umsetzung ist dabei aber höchst unterschiedlich. Werden in dem einen Fall bloß einige zusätzliche Bäume gepflanzt, sind es im nächsten Sitzmöbel im öffentlichen Raum, dann wieder ein Austausch des Bodenbe- lags oder die Schaffung neuer Radwege.
Branchen, führten aber nirgends zu generell steigenden Leerständen. Wie stark Handel, Gastronomie und Dienstleistung von der Neugestaltung einer Straße profitieren, ist jedoch sehr unterschiedlich und hängt entscheidend davon ab, ob auch im Umfeld positive Entwicklungen zu verzeichnen sind, etwa die Schaffung neuer Wohnquar- tiere oder erfolgreiche Bürocluster. Einige Beispiele zeigen das Potenzial, das die Umgestaltung des öffentlichen Raums für Einzelhandelsflächen eröffnet. Michaelerplatz Eine Sondersituation stellt die Begrünung des touristischen Hotspots Michaelerplatz dar, bei der Klimaziele und denkmalschüt- zerische Vorgaben in Einklang gebracht werden müssen. Die geplanten Baumpf- lanzungen wurden verworfen, stattdessen sollen Teile des Platzes entsiegelt und für Grünflächen und Blumenbeete verwendet werden.
Auch eine attraktivere Bepflasterung ist vorgesehen. Da der Michaelerplatz bereits eine hohe Besucherfrequenz aufweist und täglich von zahlreichen Menschen frequentiert wird, bleibt abzuwarten, ob die Neugestaltung tatsächlich zu einer längeren Verweildauer führen wird. Praterstraße Die Praterstraße zählt zu den wichtigsten innerstädtischen Verkehrsachsen und verbindet das Zentrum über Praterstern und Reichsbrücke mit dem 22. Wiener Gemeindebezirk. Die massive Verbreiterung der vielgenutzten Radwege geht einher mit mehr Aufenthaltsmöglichkeiten und Grüninseln. Als verstärkender Faktor für den Aufschwung wirken die hochwertigen Büroprojekte im Bereich der Lassallestraße. Dass insbesondere die Gastronomie mit hippen Lokalen wie dem Balthasar oder dem Mochi trotz der noch laufenden Bau- arbeiten einen beachtlichen Aufschwung
verzeichnet, liegt auch an der attraktiven Lokalszene am anderen Ende der Prater- straße im Bereich des Donaukanals. Naschmarkt Etwas anders gelagert ist die Situation rund um den Naschmarkt. Hier wird es nach der bereits erfolgten Schaffung eines breiten Radwegs in der Linken Wienzeile im unmittelbaren Straßenbereich nur mehr zu geringfügigen Änderungen kommen. Dafür sollten die Begrünung und Attraktivierung der angrenzenden Freiflächen (bis jetzt ein großer Parkplatz) sowie die Ansiedlung weiterer gastronomischer Angebote auch neue Perspektiven für Einzelhandelskon- zepte in der Linken und Rechten Wienzeile eröffnen. Favoritenstraße Die Favoritenstraße ist bereits seit langem eine Fußgängerzone. Attraktivierung durch mehr Grün, Wasserelemente und Aufent-
haltsbereiche hatte sie dennoch dringend nötig. Der Erfolg der dieses Jahr gestarteten Maßnahmen lässt sich naturgemäß noch nicht beurteilen, doch gibt es berech- tigte Hoffnung, dass die Favoritenstraße zumindest im nördlichen Bereich an den Erfolg des angrenzenden Sonnwendviertels anknüpfen kann und für Gastronomie, Dienstleistung und Einzelhandel deutlich attraktiver als bisher wird.
Regelmäßig damit verbunden sind Begrünungen sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthalts- qualität. Diese haben mittlerweile beachtli- chen Einfluss auf die Entwicklung des Einzelhandels. Entwickler,
Die bisher umgesetzten Neugestaltungen haben sich durchweg positiv auf die Ein- zelhandelsflächen ausgewirkt.
Investoren und Mieter knüpfen an das in Wien unter dem Slogan „Raus aus dem Asphalt“ laufende Programm die Hoffnung auf steigende Besucherfrequenzen, höhere Umsätze und eine Imageaufwertung des Mi- krostandorts. Gemeinsam ist den mehreren
Die bisher umgesetzten Neugestaltungen haben sich durchweg positiv auf die Einzelhandelsflächen ausgewirkt; nega- tive Folgen, etwa durch verschlechterte Zufahrtsmöglichkeiten mit PKW, beschränk- ten sich im Wesentlichen auf einzelne
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Geschäftsflächenbericht
Österreich | 2024/25
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