Erfolgsstrategien im österreichischen Einzelhandel
Wachstumsstrategien gegen den Abwärtstrend
Trotz herausfordernder wirtschaftlicher Bedingungen gibt es Wachstumsstrategien für den Einzelhandel, die Erfolg versprechen. Branchen wie der Buchhandel und die Mode zeigen, dass durch gezielte Standortwahl und innovative Konzepte solide Erträge möglich sind.
Die unerfreulichen Kennzahlen für den fili- algebundenen Einzelhandel verdecken oft die Tatsache, dass auch in einer insgesamt herausfordernden wirtschaftlichen Situation Wachstum und solide Erträge möglich sind. Dies gilt sowohl für einzelne Unternehmen als auch für ganze Handelsbranchen, die gegen den Gesamttrend wieder verstärkt
den Buchhandlungen zu genießen“, erklärt Andrea Heumann, Geschäftsführerin des Branchenprimus Thalia. „Aktuell sehen wir den Bedarf vor allem in kleineren, nah- versorgergeprägten Standorten, in denen wir mit Filialen von 300 bis 400 m² als Frequenzbringer fungieren und Aufenthalts- qualität schaffen.“
Zurückhaltender fällt die Einschätzung beim heimischen Traditionsunternehmen Morawa aus. Geschäftsführer Klaus Magele erwartet nicht, dass der klassische Buchhandel Online-Marktanteile zurückgewinnen kann. „Mit einem gut an den regionalen Bedarf angepassten Angebot kann man sich aber behaupten. Ein Buchhändler, der die Kunden in seiner Region kennt, hat immer einen Vorteil gegenüber internationalen Ketten, die zentral beliefert werden. Wir belassen die Hoheit über das Sortiment in den Regionen und in Verbindung mit guten Geschenkartikeln ergibt das einen sympathischen und regionalen Mehrwert.“ Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist für Ma- gele das Umfeld der Filialen: „Zum Beispiel ist ein Mode-Discounter definitiv kein guter Nachbar für den Buchhandel und wenn die Flächenstrategie in einem Einkaufszentrum auf die Bedürfnisse unserer Branche keine Rücksicht nimmt, ist das für uns äußerst nachteilig. Wir brauchen nicht nur eine hohe Frequenz, sondern die Qualität der Frequenz ist ausschlaggebend.“
Auch in der Modebranche, die seit Jahren den Spitzenrang bei der Flächenreduktion einnimmt, gibt es Erfolgsbeispiele, die gegen den Trend expandieren. Aktuell ist es vor allem die Bestseller-Gruppe, die mit ihrem Markenportfolio (u.a. ONLY, Jack&Jones, Vero Moda, Name It) in Österreich auf Wachstumskurs ist und in diesem Jahr bereits 16 Shops, darunter zwei Flagship-Stores in der ShoppingCity Seiersberg und der Plus City eröffnet hat und neun Relocations im Zusammenhang mit Vergrößerungen umsetzen konnte. „Wir konzentrieren uns stark auf die Bewertungen unserer Standorte, um die Potenziale bestmöglich auszuschöpfen“, erklärt Expansion Managerin Montana Seid- ler. „Das bedeutet einerseits permanente Optimierung und oft auch Vergrößerung der Filialen, andererseits scheuen wir uns auch nicht, wenig aussichtsreiche Standorte zu schließen.“
wird, betrachtet das aber keinesfalls als Bedrohung, sondern als Chance: „Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft in der geschickten Kombination von stationärem Retail und Onlinehandel liegt. Wer auf Om- nichannel-Strategien setzt und alle Kanäle effektiv vernetzt, wird langfristig erfolgreich sein. Für Bestseller ist diese Symbiose die treibende Kraft hinter unserem Wachstum.“ Im Filialgeschäft setzt Besteller dabei voll auf ein ganzheitliches Einkaufserlebnis, daher werden Standorte mit anderen at- traktiven Einzelhändlern, Gastronomie und Freizeitangeboten gesucht: „Ein belebtes Umfeld mit hoher Aufenthaltsqualität zieht mehr Kunden an und verlängert deren Verweildauer. Aber auch unsere Filiale selbst muss Kunden optimal ansprechen“, so Seidler. „Dafür brauchen wir ein großes und attraktiv präsentiertes Angebot und das wiederum erfordert oft mehr Fläche, möglichst auf einer Ebene.“
Standorte suchen und für die das Angebot an freiwerdenden Flächen tatsächlich eine große Chance darstellt. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür liefert der Buchhandel, die Branche, mit der der Onlinehandel seinen globalen Siegeszug
Mit Qualität, Innovationen und sorgfältigem Standortmanage- ment sind auch in schwieri- gem Umfeld bemerkenswerte Erfolge möglich.
Personen im Gespräch
Andrea Heumann
Geschäftsführerin Thalia
Klaus Magele
begonnen hat. Nach einer langen Periode von Schließungen und Marktrückzügen steigt der Flächenbedarf der Branche jetzt wieder kontinuierlich an. „Der Buchhandel hat sich nach der Coronapan- demie durchgängig positiv entwickelt. Die Menschen haben regelrecht das stationäre Einkaufserlebnis gesucht und sich darüber gefreut, wieder die Atmosphäre vor Ort in
Hierfür ist jedoch die kontinuierliche Weiterentwicklung des Filialkonzepts unerlässlich: „Dazu gehören die Regionali- sierung des Angebots, Zusatzservices wie Abholstationen oder Selbstbedienungskas- sen und in den größeren Filialen Gastro- zonen. Grundsätzlich schaffen wir in allen Buchhandlungen Verweilzonen, um das Stöbern und Inspirieren zu ermöglichen.“
Geschäftsführer Morawa
Montana Seidler
Expansion Managerin Bestseller
Seidler rechnet damit, dass der Online-An- teil in der Modebranche weiter steigen
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Geschäftsflächenbericht
Österreich | 2024/25
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